Wer sein kreatives Potential erfolgreich in den Dienst sinnvoller Innovationen stellen kann, ist nachweislich zufriedener und motivierter bei der Arbeit, auch wenn die Aufgaben anspruchsvoll sind, als Personen, die sich von Routineaufgaben unterfordert fühlen, obwohl ihre Arbeit auf den ersten Blick wesentlich weniger stressig erscheint.

„…Was der Mensch in Wirklichkeit braucht, ist nicht ein Zustand der Spannungslosigkeit, sondern das Streben und Trachten nach einem lohnenden Ziel, einer frei gewählten Aufgabe.“ Victor E. Frankl 

Motiviertheit selbst ist ein wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit des Menschen. Für heutige Unter­nehmen, die enga­gierte, kreative Leistungs­träger brau­chen, um konkurrenz­fähig zu bleiben, sind das gute Vor­aussetzungen. 

Andererseits belegt eine neuere Studie des Gallup-Instituts, dass 66% der Beschäftigten in Deutschland Dienst nach Vorschrift machen, 23% haben bereits innerlich gekündigt und nur 11% fühlen sich innerlich mit ihrem Unternehmen verbunden. Man geht davon aus, dass nur jeder 5. einer Arbeit nachgeht, in der er seine Talente und Stärken gezielt einbringt.

Was bringt viele Mitarbeiter in diese Lage?

Sind es gesellschaftliche Bedingungen? Globalisierung und Enttraditionalisierung in unserer Multioptionsgesellschaft schaffen Unsicherheit, weil viele alte Gewissheiten außer Kraft gesetzt sind. Unsicherheit macht vorsichtig, aber Innovationen brauchen oft Mut. 

Sind es Organisation und Zusammenarbeit im jeweiligen Unternehmen? 
Die rasante technologische Entwicklung stellt an jeden hohe Anforderungen. Berufslebenslange Weiterbildung wird fast zur Pflicht. Haben die Mitarbeiter schlichtweg zu wenig Zeit, um über Neues nachzudenken?

Oder sind es die Sichtweisen und Einstellungen der Mitarbeiter selbst? 

Engagement und Zufriedenheit sind offensichtlich die Symptome einer Melange mehrerer Komponenten. Man kommt um eine nähere Analyse nicht herum. 

Um positive oder negative Auswirkungen ver­schie­dener Faktoren zu erkennen, ist zunächst zu klären, ob es grundlegende Bestrebungen gibt, die für jeden Menschen in Bezug auf Motivation und Engagement relevant sind.

Wer ist für Motivation und Zufriedenheit verantwortlich?

Die aktuellen Ergebnisse aus Motivations-, Lebens­lauf-, Burnout-, Life-Balance- und Stress-Forschung lassen sich in sechs Zieldimensionen zusammenfassen:

  1. Das „Streben nach Autonomie“ kann als Grundlage einer Zieldimension gelten. Autonomie, also subjektiv erlebte Handlungsfreiheit, ist für den Zeitmanagementexperten Lothar Seiwert eine der wirkungsvollsten Stressminderer über­haupt. So hat man beispielsweise nachge­wiesen, dass leitende Vorgesetzte weniger Stress­hormone produzieren als ihre Mitarbeiter im mittleren Management. Wer das Gefühl von Handlungsfreiheit, von Macht und Einfluss hat, kann entspannter mit schwierigen Situationen umgehen. Seine souveräne Position lässt ihn gelassener reagieren und darüberhinaus mit Begeisterung und Ausdauer Ideen einbringen.
  2. Menschen streben nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe, nach einer sicheren, angesehenen Position in einer transparenten Struktur, in der es fair zugeht. Eine anerkannte Aufgabe im Kreise einer Gemeinschaft zu besitzen, hat sich allgemein als ein besonders erfüllendes Ziel herausgestellt. Wer sein Engagement und sein innovatives Potential einbringen soll, braucht Arbeitsbedingungen, die sich an seiner Zufriedenheit orientieren und mit persönlichen Zielen kompatibel sind. Es hat sich gezeigt, dass in einer von Vertrauen, Wertschätzung und gegenseitiger Unterstützung geprägten Umgebung die höchste Effizienz erreicht werden kann.
  3. Genauso unumstritten ist das Bestreben, eine gute Leistung zu erbringen. Die Kompetenzerfahrung, das disziplinierte Hinarbeiten zu einer Art Virtuosität, in der man aufgeht und das zu Flow-Erlebnissen führen kann, wie sie Mihaily Cicksentmihaily beschreibt, ist für jeden ein höchst lohnendes Ziel.
  4. Ein weiteres grundlegendes Bestreben ist unmittelbar mit dem Körper verbunden. Körperliche Fitness ist bei der Bekämpfung von Stress und fehlendem Engagement ein wesentlicher Faktor. Hier zeigt sich besonders augenfällig, dass Ziele zu verfolgen zwar an­stren­gend sein kann, aber dennoch Energie bringt. Wenn wir unsere Muskeln anstrengen, setzt zunächst eine Ermüdung ein, aber im Nachhinein beginnt der Körper, auf die Anstrengung zu rea­gieren. Die Muskeln werden versorgt und wachsen.
  5. Studien zum Boreout zeigen, dass es nicht allein mit Integration in eine Gruppe und einer gewissen Handlungsfähigkeit und Belastbarkeit getan ist. Menschen brauchen Inspiration durch Abwechslung, durch das Betreten von Neuland. Kalkulierbare Risiken bereichern das Leben. Unternehmen, die auf anregende Weiterbildung setzen, sind klar im Vorteil.
  6. Zu guter Letzt ist die „echte Freizeit“, der genussvoll erlebte leistungsfreie Raum ohne Ansprüche, die grundlegende Basis zur persönlichen Regener­ation. Freizeit wird oft einfach mit „zu Hause sein“ assoziiert, was im Zeitalter von Handy und mobilen Geräten oft nicht der Wahrheit entspricht. Wenn vom Unternehmen Freiheit in der Zeitgestaltung unterstützt wird mit flexiblen Arbeitszeiten, Home-Office-Tagen bis hin zu Sabbaticals, sind Mit­­ar­beiter nachweislich eher geneigt, ihr volles Poten­tial einzubringen.

Selbst wenn alle äußeren Bedingungen optimal erscheinen, ergibt sich eine weitere Frage: Warum kann man oft selbst bei offensichtlich günstigen Be­din­gungen nicht immer engagiert und zufrieden arbeiten? 

Jeder Mensch hat ein persönliches Motivations­be­wusstsein mit eigenen individuellen Wünschen, welche die konkreten Ziele in den Zieldimensionen be­stimmen. Es gibt Sachverhalte, für deren Existenz man sich irrtümlich verantwortlich hält, die man aller­dings nicht beeinflussen kann, und andere, denen ge­gen­über man eine Opferhaltung einnimmt, ohne dass es notwendig wäre. Es gibt eine Reihe von Glau­bens­sätzen und ganzen Glaubenssystemen, mit denen man sich unbewusst selbst sabotieren kann. 

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, zunächst eine Bestandsaufnahme seiner persönlichen Situation und Sichtweise auf die Dinge zu machen und im Folgenden zu sehen, wo man etwas für sich ver­bessern kann und wie das persönliche Rezept für mehr Energie und Freude an der Arbeit aussieht. In diesem Zusammenhang sind wir selbst die Experten für unsere Situation und können über die Analyse unserer Zieldimensionen herausfinden, was uns fehlt und was zu tun ist. 

In der Reflexion wie zum Beispiel im Coaching-Prozess kann man mittels einer Analyse des per­sön­lichen „Lebensspielfelds“ sehr effektiv an der 
Be­­wusst­­werdung einengender Gedankensysteme ar­bei­ten. Man kann damit eine sehr befreiende mo­ti­vier­ende Sicht auf die Realität erlangen und er­kennt die grundlegende Eigenverantwortung für seine persönliche Motivation, die einem kein Inno­vations­manager und keine Führungskraft abnehmen kann.